Taormina – Vergiss mich nicht!

Zum zweiten Mal in Taormina. Alles so vertraut, alles doch wieder so neu.

Der erste Eindruck nach der Landung in Catania: Die Tür zum Flughafen-Ausgang geht auf und mein Name steht groß auf einer Tafel. Einfach zum Schmunzeln. Der Fahrer, der uns in unseren Zielort bringen soll, empfängt uns mit einem herzlichen „Ciao ragazzi!“ Vom Flughafen sind es rund 70 Kilometer nach Taormina.

Nach ein paar Minuten auf der Autobahn, den imposanten Ätna im Blick, war es wieder da. Dieses Gefühl, wenn man an einem Ort schon einmal gewesen ist. Der Grund für den aktuellen Aufenthalt war ein ganz einfacher: Eddie Vedder versprühte im Teatro Antico von Taormina pure Magie

Taormina ist mit Worten schwer zu beschreiben. Man muss es mit eigenen Augen gesehen und im wahrsten Sinne des Wortes erlebt haben.

Wie kann ein Ort so schön sein? Diese Frage stellte sich vermutlich auch der Sänger der „Simple Minds“ – Jim Kerr – Anfang der 1980er, als er zum ersten Mal hier war.

Nun betreibt der Schotte ein Hotel in Taormina und sucht nach über 30 Jahren immer noch nach den richtigen Worten, um diesen wunderbaren Ort zu beschreiben. Wer es nicht weiß, Kerr und seine Band lieferten den Song „Don’t You Forget About Me“ für den Kultfilm „The Breakfast Club“. Natürlich sind auch er und seine Mitstreiter im Teatro Antico schon auf der Bühne gestanden.

Gleich vorweg: Wir haben im Hotel Meridiana gewohnt, nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Dieses Vierstern-Haus in der Via Madonna Delle Grazie ist ein kleines und sehr angenehmes Hotel, ein bisschen unterhalb des Stadtkerns. Neun Zimmer, alle mit einem phantastischen Meerblick ausgestattet, bieten Ruhe und die Möglichkeit, jeder Zeit das Meer zu bestaunen. Man bekommt einfach nicht genug davon.

Eines sollten alle wissen, die dieses Hotel buchen möchten: Für gehbehinderte und gehfaule Menschen ist dieses Hotel wegen der Lage nicht zu empfehlen. Wer aber gut zu Fuß ist und eine gute Kondition hat, ist hier genau richtig. Die Höhenmeter, die man in einer Woche zurücklegt, sind aber beträchtlich. Aber Taormina ist halt auch auf einen Felsen über dem Meer gebaut worden, es geht hier auf und ab.

Das Zimmer ist geschmackvoll eingerichtet, das Bad sehr sauber. Obst steht jeden Tag im Zimmer zur Verfügung. Das Frühstück ist extrem gut und abwechslungsreich. Aber nicht übertrieben. Es passt einfach. Und die warmherzige und charismatische Bedienung, die uns jeden Tag fragte, ob wir „un altro cappuccino“ möchten, sorgte für einen schönen Aufenthalt im Meridiana.

Wer einen Badeurlaub möchte, kann nach Taormina kommen. Muss aber nicht. In Giardini Naxos steppt der Bär, hier hat man das typische italienische „Bagno“ mit Liegestuhl und Schirm. Die Unterlage ist Sand. Wer es lieber ein bisschen ruhiger möchte, kann nach Mazzeo und Letojanni fahren. Hier liegt man auf Kieselsteinen, ähnlich wie in den meisten kroatischen Urlaubsdestinationen. Alle Orte sind mit dem Bus gut erreichbar.

Und dann ist da noch der „Hausstrand“ von Taormina. Mit einer Seilbahn fährt man direkt hinunter zum Meer. In Mazzarò gibt es die Möglichkeit, zu baden oder eine Bootstour zu machen. Auch bei der Isola Bella kann man baden. Diese kleine Halbinsel ist neben dem Ätna eines der wohl attraktivsten Fotomotive.

Bilder: So schön ist Taormina

Aber eine Woche am Strand liegen und all die unglaublichen Orte und Landschaften im Umkreis verpassen? Eine Tour zu den Liparischen Inseln oder auch Äolischen Inseln ist Pflicht. Der Stromboli bietet ein Naturschauspiel, das man im Leben nicht oft erlebt. Der Vulkan bricht jeden Tag aus. Und wenn dann noch ein Sonnenuntergang wie von William Turner gemalt, passiert, ist der glückliche Moment perfekt.

Der Ätna, der schon von Taormina aus gewaltig aussieht, kann auf zwei Arten bestaunt werden. In einer Jeep-Tour mit einem Guide, der alle geologischen Hintergründe erklärt. Oder mit einer Busfahrt zum Rifugio Sapienza, wo heuer im Mai der Giro d’Italia ein Etappenziel hatte.

Von knapp über 1.900 Metern Seehöhe geht es zunächst per Gondel weiter hinauf. Dann steigt man in einen Bus um, der die Besucher auf knapp 3.000 Meter bringt. Sonnenbrillen oder Sportbrillen nicht vergessen! Wenn es da oben windig ist, muss man die Augen vor dem waagrecht daher kommenden Lavasand schützen.

Der Ätna liefert ein gewaltiges Panorama, man spürt die Kraft und die Bedeutung dieses Vulkans für Sizilien und die direkte Umgebung. Zahlreiche Ausbrüche haben hier immer wieder für neue Landschaftsformen gesorgt. Viele Bewohner haben gelernt, mit den Umwälzungen und Zerstörungen, die die Lavaströme mit sich bringen, zu leben.

Der Boden ist hier sehr fruchtbar. Bis zu einer Höhe von rund 1.500 Metern sorgen Orangen-, Zitronen-, Oliven-, Feigen- und Pistazienbäume für wunderbare Gerüche in der Nase, wenn man im Jeep das Fenster hinunter lässt. Auch der Wein, der am Fuße des Ätnas angebaut wird, mundet. Uns hat vor allem der Rote sehr geschmeckt. 

Die spektakuläre Alcantara-Schlucht kann man auch noch mitnehmen. Und dabei bei einer Pause in „La Porta del Re all Al Quantarah“ ein Villacher Bier genießen. Sachen gibt’s… 

Touristisch kann man in Taormina und seiner Umgebung viel erleben. Man kann es auf eigene Faust mit einem Mietauto probieren. Gute Nerven sind da vor allem in den engen Gassen gefragt, auf der Autobahn und auf den Landstraßen ist alles kein Problem. Oder man bucht über die Tourismus-Agenturen, für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Auch das Busnetz ist gut ausgebaut. Es gibt auch Hop on/Hop off-Busse. Mit diesen kann man den einen oder anderen berühmten Ort besuchen, in dem auch Szenen für einen der größten Klassiker der Filmgeschichte gedreht wurden.

Taormina selbst pulsiert. Der Corso Umberto ist die „Hauptschlagader“ zwischen der Porta Messina und der Porta Catania. Hier kann man viel Geld los werden, wenn man will. Es soll ja auch Menschen geben, die im Urlaub gerne shoppen gehen. Oder man flaniert einfach. 

Auch beim Essen in den unzähligen Restaurants braucht man eine dickere Brieftasche, aber das weiß man vorher, wenn man Taormina als Reiseziel aussucht. Nach dem Essen geht’s noch in die Licchio’s Bar auf den einen oder anderen Aperol Sprizz. Leute beobachten, die vorbei gehen. In Italien immer wieder ein Ereignis. Wer es etwas bodenständiger, das heißt auch einheimischer haben will, dem ist die Luraleo Bar ans Herz zu legen. Sie befindet sich außerhalb der Porta Catania.

Wirklich gesehen haben muss man das Teatro Antico. Das Theater ist für sich schon eine wunderschöne Sehenswürdigkeit. Und es bietet einen Ausblick auf den Ätna und die Bucht von Giardini Naxos, der einem die Sprache verschlägt. Hier muss man jede Sekunde, jeden Augenblick genießen. Es ist einfach so schön hier.

Taormina – „Don’t You Forget About Me“ – bitte vergiss mich nicht!

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