Zu Gast bei Borussia Dortmund: Die pure Fußball-Lust

Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist Ausgangspunkt für ein Fußball-Wochenende der Sonderklasse.  Man könnte es auch „Groundhopping deluxe mit Freunden“ nennen.

Rund 50 Minuten dauert die Fahrt mit dem ICE von der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens bis zum Hauptbahnhof Dortmund. Man taucht in Duisburg ins Ruhrgebiet ein, Essen und Bochum folgen. Schon auf dem Weg zum Signal Iduna Park spürt man deutsche Fußballgeschichte, weil man hier unweigerlich an den MSV, Rot-Weiss oder den VfL denkt.

Auch die kurze Wegstrecke von der Haltestelle Signal Iduna Park liefert Geschichte. Es geht vorbei am „Stadion Rote Erde“ – früher auch „Kampfbahn Rote Erde“ genannt – das direkt an der Ostseite des aktuellen Stadions liegt. Von 1937 bis 1974 trug die Borussia hier ihre Spiele aus. Die Chronik des Vereins kann man hier nachlesen.

Schon vier Stunden vor Spielbeginn spielt es sich ab rund um das größte Fußballstadion Deutschlands. Es wird an diesem Abend mit 81.360 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauft sein. Immerhin ist der FC Bayern München zu Gast, Tabellenführer und Dauerrivale.

Seit 1974  – Geburtsjahr des Autors dieser Zeilen – ist das ehemalige Westfalenstadion Spielstätte des Ballspielvereines Borussia 09 e. V. Dortmund. Auch so kann sich ein Kreis schließen. 

Am Treiben rund um das Stadion merkt man sofort den großen Unterschied zu Österreich. In Deutschland ist Fußball ein kulturelles und gesellschaftliches Ereignis. Die Bundesligisten haben in den letzten 20 Jahren begriffen, dass Fußball mehr sein muss als die 90 Minuten auf dem Platz.

Bilder: Das ist die Dortmunder Fußballkultur

Es wird eine Menge geboten: Das Borusseum spiegelt die Geschichte seit der Gründung am 19. Dezember 1909 wider. In der BVB09-FanWelt schlägt das Herz der Fans schneller. Hier findet man alles: Von der Anstecknadel bis zum Hunde-Schlafplatz in Form eines schwarzgelben Fußballplatzes. Es ist das zur Realität gewordene schwarzgelbe Schlaraffenland, das sich über 2.000 Quadratmeter erstreckt.

Ein Renner ist die Beflockungsstation. Um seinen Namen auf ein Trikot sticken zu lassen, muss man ein Ticket ziehen. Nur so lassen sich die unzähligen Aufträge an einem Spieltag logistisch abwickeln. 

Erlebnis Borussia Park

Zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn werden die Tore zum Stadion geöffnet. Bevor der Klassiker beginnt, erleben wir im Hospitality-Bereich „Borussia Park“ eine wunderbare Einstimmung auf das Match. Feines Essen und feine Getränke verkürzen die Wartezeit.

Die Service-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind extrem aufmerksam und flink. Ist ein Glas leer, wird das nächste volle Glas „automatisch“ gebracht. Auffallend und extrem sympathisch: Bei all dem Stress legen sie eine große Herzlichkeit an den Tag. Immerhin sind alleine in diesem Bereich rund 1.200 Menschen zu betreuen.

Auch auffallend: Die Bayern-Fans können sich hier ganz relaxed unter die Dortmund-Fans mischen. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Dabei ist das Kribbeln allerorts zu spüren.

Der erste Blick auf das Innere im noch leeren Signal Iduna Park ist atemberaubend. Die steilen Tribünen sorgen dafür, dass das Spielfeld trotz der Größe des Stadions sehr nahe ist.

Vom „Borussia Park“ sind es rund 30 Meter zum Tribünenplatz. So intelligent kann man Fußballstadien bauen oder umbauen. Hier wurde auf jedes Detail geachtet. Und genau so machen die Vereins-Verantwortlichen Fußball zu einem gesellschaftlichen Ereignis.

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn nehmen wir unsere Plätze auf der Nordtribüne ein. Die legendäre gelbe Wand liegt gegenüber. Über 24.000 Menschen sorgen auf dieser 37 Grad steilen Tribüne für eine Gänsehaut-Stimmung. Wenn die Fans dort kollektiv zu springen beginnen und ihre Gesänge hinausbrüllen, fegt ein kleiner Orkan durch die volle Hütte. 

Lustig ist, dass neben uns mit Knut Reinhardt ein ehemaliger Kicker des BVB sitzt, der nach seiner Profi-Karriere Lehrer wurde und seinen ungewöhnlichen Weg in seinem Buch „Wenn Fußball Schule macht: Mein Weg vom Fußballprofi zum Lehrer“ beschreibt. Als er unseren „Slang“ richtig deutet, erzählt er uns, dass er mit Wolfgang Feiersinger in den glorreichen 1990er-Jahren zusammengespielt hat: „Der Wolfgang war und ist ein cooler Typ und ein toller Mensch“.

Das Spiel läuft nicht nach dem Geschmack der Dortmund-Fans. Die abgezockten Bayern nützen ihre Chancen eiskalt und gehen mit einem 2:0 in die Pause. Mehrere Male bleibt den BVB-Anhängerinnen und Anhängern der Torschrei im Hals stecken.

Nach der Pause präsentiert sich der FCB wieder als die effizientere Mannschaft. Österreichs Nationalspieler David Alaba sorgt mit dem 3:0 für die Vorentscheidung. Am Ende baut der Leader die Tabellenführung mit einem 3:1-Sieg aus. Hier geht’s zum gesamten Spielverlauf.

Nach dem Spiel lassen wir den Abend im „Borussia Park“ ausklingen. Dem Spruch, der auf einem Videoscreen zu lesen ist, ist nichts hinzuzufügen: Es ist die pure Fußball-Lust.

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