Abstecher nach Paularo: Auf den Spuren des Giro d’Italia

Im Mai rollt wieder der Giro d’Italia. Wie im Vorjahr macht der gesamte Radtross der italienischen Landesrundfahrt auch in diesem Jahr im Friaul Station.

Ideal für radsportbegeisterte Österreicherinnen und Österreicher: Das bedeutet ein Volksfest mit hohem Erlebnisfaktor und kann gleichzeitig mit einem schönen Ausflug zu unseren Nachbarn verbunden werden.

Höhepunkt ist die 14. Etappe von San Vito al Taglimento auf den Monte Zoncolan am 19. Mai 2018. Was auf dem Zoncolan, einem der schwierigsten Bergankünfte Europas abgeht, kann man in diesem Video nachempfinden.

Bevor auf es zum Ziel auf den Monte Zoncolan auf 1.730 Metern Seehöhe geht, warten auf die Radprofis zum „lockeren Einstrampeln“ zunächst der „Monte di Ragogna“ in der Nähe der weltberühmten Schinkenstadt San Daniele und auf den finalen 45 Kilometern der „Passo Duron“ und der „Sella Valcalda“. 

Was den Giro d’Italia neben all seiner Historie faszinierend macht, ist die Möglichkeit, einzelne Passagen auch persönlich mit dem Rad nachzufahren. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man sich auf Straßen bewegt, auf denen sich die Radprofis abgequält haben.

Die Etappe auf den Zoncolan führt auch durch den Ort Paularo. Das eigentliche Stichwort für diese Bloggeschichte. Dank dem Reiseonkel, der fast jeden Straßenkilometer im Friaul kennt und dessen Traumjob laut eigener Aussage Straßenscout (also der, der die Etappen zusammenfügt) für den Giro wäre, haben wir einige Kilometer des diesjährigen Giros aber auch einer Etappe im Jahr 2013 abgespult.

Start und Ziel in Pontebba

Doch der Reihe nach: Start für diese Ein-Tages-Tour ist in Pontebba. Zum Einrollen bleibt wenig Zeit, gleich von Beginn an geht es bergauf. Durch einen Wald führt die steile „Strada Provinciale 112“ Richtung Studena Alta. Hier wird man für die ersten Strapazen mit einem Blick auf die herrliche Landschaft belohnt.

Und man kann sich ein bisschen „erholen“ für den Sella di Cereschiatis, der Pontebba und Moggio Udinese im wunderschönen Val d’Aupa verbindet und auf 1.066 Metern Seehöhe liegt. Rund 25 Kilometer sind es, davon einige sehr anspruchsvoll für die Beinmuskulatur.

Die Abfahrt ins Aupatal ist nach den teils steilen Rampen ein Genuss für die Beine und vor allem auch für die Augen. Das Paradies liegt oft nah. Man muss es nur entdecken. Oder sich auf den besagten Reiseonkel verlassen, der für solche „Geheimtipps“ bekannt ist. Eine Radtour, die er plant, wird nie flach sein. Das muss man wissen, bevor man mit ihm losstrampelt.

Moggio Udinese ist ein idealer Ort für eine Pause. Für Wanderer ist hier der Ausgangspunkt, um die verlassenen Dörfer zu erkunden. Aber: So verlassen sind diese Dörfer gar nicht mehr, haben sich hier doch zumindest in den Sommermonaten wieder Menschen angesiedelt.

Von Moggio di Sotto geht es weiter Richtung Tolmezzo. Besonders reizvoll auf diesem Abschnitt ist die ganz alte Straße, die mit mehreren stockdunklen Tunnel aufwartet. Hier freut man sich im wahrsten Sinne des Wortes auf das Licht am Ende des jeweiligen Tunnels. Und man sollte auch die Aussichten auf die Fella, die für ein türkises Farbenspiel sorgt, genießen. Es folgen später nämlich noch ärgste Strapazen.

Tolmezzo, das nach rund 17 Kilometern von Moggio erreicht wird, liegt am Tagliamento und ist Hauptort der Carnia, wie die Region in diesem herrlichen Landstrich heißt. Die Altstadt ist lieblich, eine kurze Pause macht auch hier Sinn. Wer gerne Kirchen besichtigt, dem sei der Duomo di San Martino ans Herz gelegt.

Bilder: Giro zum Selberfahren

Von Tolmezzo aus biegt man Richtung Plöckenpass ab, der Italien in den Karnischen Alpen mit Kärnten (Kötschach-Mauthen im Gailtal) verbindet. Zunächst fährt man auf der „Strada Statale 52“ bis nach Cedarchis. Auf diesem Abschnitt kommt zum ersten Mal echtes Giro-Feeling auf. Hier werden die Profis genauso wie wir „Normalsterblichen“ den Weg auf der Strada Provinciale 23 nach Paularo nehmen.

Die Straße nach Paularo ist nicht sehr steil, aber die langgezogene Steigung ist ein bisschen zermürbend. Die Blicke auf die Berge der Karnischen Alpen machen das Treten ein wenig erträglicher. Paularo ist von Tolmezzo rund 20 Kilometer entfernt.

Hier trennt sich die Route des heurigen Giros von dem Weg, den die Radprofis 2013 nehmen mussten. Am 19. Mai biegen Vincenzo Nibali und Co. auf der „Piazza Julia“ Richtung Passo Duron ab, während 2013 Richtung Cason di Lanza gefahren wurde. Und diese Straße sollte auch unser Weg zurück nach Pontebba sein.

Quälerei nahe der Kärntner Grenze

Jetzt beginnt die Quälerei erst so richtig. Rund 15 Kilometer sind es bis zur Passhöhe, die es in sich haben. Die Rampen haben bis zu 18 Prozent Steigung. Diese Straße, die nur wenige Kilometer Luftlinie von der Grenze zu Kärnten verläuft, bietet Wildheit pur. Ohne Training und ein paar Powerriegel geht hier gar nichts.

Bezeichnend ist die Beschreibung auf der legendären Radsportseite „quaeldich.de“: „Der Cason di Lanza ist zwar eher uninteressant für Radler, die die berühmten Pässe der Alpen suchen, für abenteuerhungrige Radfahrer aber ein richtiger Leckerbissen: kaum Menschen, einfache Trassierung, und ein bisschen Gefahr. Was will man doch mehr?“ – Den Achtunghinweis darunter hat der Reiseonkel niemals erwähnt… ein Video vom Giro 2013 zeigt, wie steil es dort hinaufgeht.

Nach dem Cason di Lanza geht es rund 16 Kilometer bergab nach Pontebba. Auch die Abfahrt ist ein Erlebnis, man betet inständig, dass die Bremsen halten. Zurück am Ausgangspunkt ist die Zufriedenheit über die sportliche Leistung nach knapp 90 Kilometern sehr groß. Und die Vorfreude auf den Giro d’Italia noch größer.

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