Chris Shermer erobert das Villacher Turmstüberl im Sturm

Das Turmstüberl in der Widmanngasse 44 ist eine Villacher Institution. Leo Schuster betreibt dieses Lokal in der Innenstadt mit großer Leidenschaft.

Leo Schusters Turmstüberl in Villach ist einen Besuch wert.

Neben der Gastronomie ist Schusters zweite Leidenschaft die Musik. Das merkt man schon beim Betreten dieser kleinen, feinen und extrem gemütlichen Gaststätte.

Ein Bild von den „Rolling Stones“ hängt da, ein altes Radio steht da und daneben die berühmteste Zunge der Welt.

Das Turmstüberl ist eine echte Kneipe wie man in Deutschland sagen würde, in Wien würde man Beisl dazu sagen. Hier trinken die Gäste gerne Bier und essen von den kleinen und extrem guten Imbissen.

Der Schwarz-Brot-Toast, das Sasaka-Brot, das Beef Tartare auf Toast, alles ist hier empfehlenswert. Das Malle-Bier ist ein Geschmackserlebnis. Dafür alleine zahlt sich ein Besuch im Turmstüberl aus.

Auf das gute Essen folgte der Hunger auf gute Musik

Grund für den Besuch ist die Musiksehnsucht. Chris Shermer spielt hier seinen zweiten Gig innerhalb von 24 Stunden. Der „Austrolier“ – er ist Sohn einer Australierin und eines Salzburgers – ist für sein außergewöhnliches Gitarrenspiel namens Fingerstyle bekannt.

Er vereint Stilelemente aus Acoustic, Reggae, Rock, Blues, Folk und Funk. Auch Grunge ist da herauszuhören. Kein Wunder, dass er im Laufe des Konzerts Songs vom „Godfather Of Grunge“ Neil Young spielen wird.

Was dieser Mann mit seiner „Martin“ aufführt, ist eigentlich nicht zu fassen. Er spielt Leadgitarre, Rhythmusgitarre und Bass in einem und erinnert damit stark an Jimi Hendrix. Dazu benützt er sein Instrument für die Percussion. Unterstützend bedient er bei einigen Songs eine Stompbox.

Wenn Shermer bei Neil Youngs „Heart Of Gold“ und „Old Man“ die Bluesharp spielt, ist der Klangteppich endgültig zusammengestickt. Man schließt die Augen und ist für kurze Zeit nicht mehr in Villach, sondern auf Youngs Ranch in Kalifornien in den 1970ern.

Leicht hat es Shermer bei diesem Konzert nicht. Im Turmstüberl gibt es keine Bühne. Deshalb heißt es ja auch Stüberl. Hier muss ein Barhocker reichen. Mehr auf Tuchfühlung mit seinen Zuhörerinnen und Zuhörern kann ein Künstler nicht gehen.

Dazu streikt zu Beginn die Technik, ein Kabel macht Sorgen. Für einen Musiker eine Wahnsinns-Situation. Da ist man im wahrsten Sinne des Wortes in Stimmung und dann kracht es aus den Boxen.

Teuflische Slides bei „Living Hell“

Chris Shermer spielt in einem an Gemütlichkeit kaum zu überbietenden Stüberl.

Zur Frustbewältigung haut Shermer gleich mal einen musikalischen Kracher hinaus. Das hilft und der Abend wird zu einem wunderbaren Konzerterlebnis.

Shermer steigert sich in einen musikalischen Rausch und erobert das Turmstüberl im Sturm.

Als er bei „Living Hell“ (hier in einem Video von einem Konzert in der Wiener Arena) den Bottleneck auspackt und teuflische Slides spielt, wird es im Lokal ganz ruhig.

Schön ist auch, dass er den am 2. Oktober 2017 verstorbenen US-Songwriter Tom Petty mit einer wunderbaren Version von „Free Fallin“ ehrt. Aber Shermer ist kein „Bad Boy“. Er bricht unser Herz nicht, er erobert es mit seiner Musik, seinem Sound, mit seinem Charisma.

„Music is probably the only real magic I have encountered in my life. There’s not some trick involved with it. It’s pure and it’s real. It moves, it heals, it communicates and does all these incredible things.“ Tom Petty

Ein weiteres Highlight in dem fast dreistündigen Konzert ist „Hoochie Coochie Man“ von Muddy Waters. Die Darbietung erinnert daran, dass der Blues Basis für jegliche Form von Rock und all den gitarrenlastigen Musikrichtungen ist. Wer hier nicht den Rhythmus spürt, hat den Sinn von Musik nicht verstanden.

Ja, Männer sind wirklich leicht und schnell zu begeistern. Ein Bier und gute Musik reichen.

Wunderbar auch „The Police Dog Blues“ von Blind Blake. Shermer lebt diesen Song: „All my life I’ve been a travelin‘ man“ – der Pinzgauer hat seine ersten Sporen als Straßenmusiker in Europa, Australien und in den USA verdient.

Hatte er sich zunächst das Gitarrenspiel selbst beigebracht, folgten später Workshops bei  Peter Ratzenbeck, Michael Langer und Hans Theessink.

Shermer studierte Gitarre am „London Guitar Institute“, Jazzgesang am Konservatorium Wien und auch an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz.

Das Zitat von Tom Petty  – die genaue Übersetzung ist hier nicht nötig – wurde an diesem Abend im Turmstüberl wieder einmal bestätigt.

Ein gutes Konzert mit guter Musik hat etwas Magisches. Es ist pur, es ist real und es bewegt. Genau das hat Chris Shermer an diesem Abend erreicht.

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