Giro d’Italia: Spektakel beim Castello di Susans

Zum zweiten Mal zu Gast beim Giro d’Italia 2020 innerhalb von knapp 48 Stunden. Es ist ein intensives Erlebnis, diese wunderschöne Sport- und Kulturveranstaltung vor Ort zu erleben.

Wenn man das italienische Lebensgefühl definieren müsste, ein Besuch beim Giro gibt darauf alle Antworten. Es sind die Emotionen, es ist die Leidenschaft der Menschen, die hier augenscheinlich werden.

Nach Anduins und Poffabro auf der 15. Etappe der 103. Ausgabe des Giro d’Italia ist dieses Mal die Umgebung von San Daniele Ziel unserer unendlichen Liebe. „Amore Infinito“ – dieses Motto beschreibt die Leidenschaft der Italienerinnen und Italiener für ihre Landesrundfahrt in zwei Worten.

Wie schon zwei Tage zuvor gilt auch dieses Mal für alle Freizeitaktivitäten, die man derzeit macht, in Zeiten von wieder steigenden Corona-Infektionszahlen, dass man sich mit Eigenverantwortung an die Regeln und Abstand hält. In Italien herrscht derzeit (Stand Oktober 2020) im Freien Maskenpflicht. Die Menschen sind diszipliniert und befolgen die Vorgaben.

Kreative Etappe von Udine nach San Daniele

Die 16. Etappe von Udine nach San Daniele zeigt die hohe Kreativität der Giro-Streckenplaner. Diese beiden Städte liegen rund 22 Straßenkilometer von einander entfernt. Für die Radprofis ein kurzer Arbeitstag? Mitnichten. Sage und schreibe 229 Kilometer im Herzen des Friauls stehen auf dem Programm, gepfeffert mit ein paar kurzen, aber giftigen Anstiegen.

Der finale Höhepunkt findet auf dem rund 27 Kilometer langen Rundkurs mit dem Monte di Ragogna statt, der drei Mal zu befahren ist. Der ideale Ort, diese Etappe live zu verfolgen, ist die Steigung zum Castello di Susans. Die Straße geht schnurgerade Richtung Schloss, das in Majano in der Provinz Udine liegt. Drei verschiedene Perspektiven an einem Giro-Tag zu genießen, da lacht das Radsport-Fanherz.

Bilder: Giro-Schauen im Friaul

Rund 150 Kilometer haben die Radprofis in den Beinen, bevor es in Majano auf den „Circuito“ geht, auf deutsch Rundstrecke. Um 14:30 Uhr ist es soweit, die über dem Ausreißerfeld kreisenden Hubschrauber kündigen die Ankunft des Giro an. Das ist auch beim insgesamt sechsten Mal ein Gänsehautmoment.

28 Fahrer entern mit einem Höllentempo den Rundkurs, der sein Ziel in der berühmten Schinkenstadt San Daniele hat. Mittendrin der spätere Sieger – Jan Tratnik aus Slowenien vom Bahrain-McLaren-Team. Das Hauptfeld hat zu diesem Zeitpunkt schon einen Rückstand von rund zehn Minuten.

Giro und die Logistik

Dann heißt es warten auf die nächste Durchfahrt. Dieses Mal wird die Hinauffahrt zum Schloss als Zwischensprint gewertet, die Fahrer ziehen das Tempo extrem an. Der Blick auf das Hauptfeld ist imposant, weil es vor dem Einstieg in die Rampe eine kleine Kuppe gibt. Der Straßenverlauf sorgt für herrliche Bilder und Eindrücke.

Bei der letzten Durchfahrt klettert Tratnik als erster zum Castello hinauf, auf dem Monte di Ragogna sollte er später noch Gesellschaft vom australischen Radrennfahrer Ben O’Connor vom NTT Pro Cycling-Team erhalten. In San Daniele setzt sich der Slowene auf der letzten steilen Rampe endgültig durch.

Nachdem das Schluss-Auto vorbei fährt, wandern wir die Straße zum Castello hinauf und bestaunen die Logistik des Giro. Helfer bauen schon die Werbetafeln und die Tafeln der Sprintdurchfahrt ab. Die LKWs stehen bereit, um die Materialien zum nächsten Ort, zur nächsten Etappe zu bringen.

Wir saugen die Stimmung auf. Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben hier ein schönes Radsportfest erlebt, das wie Balsam auf der Seele der Italienerinnen und Italiener nach dem Corona-Trauma zu wirken scheint. Noch ist die Gefahr, die das Virus bringt, bei weitem nicht gebannt. Der Giro bringt aber Lebensfreude zurück.

Radsport-Historie im Castello di Susans

Zum passenden Abschluss werden wir zum Castello eingeladen, das eine kleine Ausstellung zur Giro- und Radsporthistorie beherbergt. Das Schloss selbst hat eine interessante Geschichte. 1636 ließ Graf Fabrizio di Colloredo auf der Ruine einer mittelalterlichen Burg eine Residenz im toskanischen Stil errichten. Toskanisch deshalb, weil der Graf am Hof von Ferdinand I. in der Toskana erzogen wurde.

1976 beim großen Erdbeben im Friaul wurde es beinahe zerstört, die dicken Mauern bewahrten das Schloss vor einem totalen Einsturz. Nach seiner Renovierung erstrahlt das Castello di Susans mit seinen imposanten Türmen und großzügigen Räumen bei einem schönen Sonnenuntergang. Die Beleuchtung tut ihr übriges.

Heute kann man im Castello di Susans in prunkvollen Zimmern nächtigen. Das Schloss mit seiner Lage auf der Anhöhe ist eine beliebte und stilvolle Hochzeitslocation. Dieses Mal ist es mit seinem Panorama ein würdiger Rahmen für den Giro d’Italia.

Alle Infos zur 16. Etappe des Giro d’Italia 2020

Nützliche Links im Überblick:

Das Castello di Susans auf Facebook
Alle Infos zum Castello di Susans auf der offiziellen Website auf Englisch
Alle Infos zum Castello di Susans auf der offiziellen Website auf Italienisch

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Alle Infos zum Giro d’Italia auf Englisch
Alle Infos zum Giro auf Italienisch

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Friuli Venezia Giulia auf Facebook (italienisch)
Alle Infos zu Friaul-Julisch Venetien (Friuli Venezia Giulia) auf der offiziellen Website (deutsch)

Alle Giro d’Italia-Storys auf SüdSehnSucht

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