Traditionen darf man nicht brechen. Und mittlerweile ist der Besuch beim Giro d’Italia eine Tradition.
Die 15. Etappe des wegen der Corona-Krise von Mai auf Oktober verschobenen Radfestes führt in die Carnia, in die Friauler Dolomiten und nach Piancavallo.
Die Etappenplaner hatten eine Schleife vom Base Aerea Rivolto über 185 Kilometer mit 4.000 Höhenmetern zur Bergankunft in Piancavallo für die Radprofis entworfen. Für eingefleischte Radsport-Fans bedeutet das, den Giro-Tross gleich zweimal an einem Tag erleben zu können.
Für alle Freizeitaktivitäten, die man derzeit macht, gilt in Zeiten von wieder steigenden Corona-Infektionszahlen, dass man sich mit Eigenverantwortung an die Regeln und Abstand hält. In Italien herrscht derzeit (Stand Oktober 2020) im Freien Maskenpflicht. Die Menschen sind diszipliniert und befolgen die Vorgaben.
Anduins: Kletterparadies nicht nur für Radprofis
SüdSehnSucht hatte sich im Vorfeld Anduins und Poffabro ausgesucht und sollte nicht enttäuscht werden. Anduins liegt auf einer Anhöhe mit Blick auf das Val d’Arzino bis hin zum Tagliamento in den Karnischen Voralpen.
Dieser Ort wird gemeinsam mit Clauzetto Balkon des Friauls genannt. Kein Wunder, von hier aus ist der Ausblick atemberaubend schön. Die unmittelbare Umgebung Anduins ist auch als Kletterparadies bekannt.
Die Serpentinen hinauf nach Anduins sorgen dafür, dass die Vorfreude auf die Ankunft des Giro verstärkt wird. Vorher hatten wir uns mit einem Cappuccino im Albergo alla Posta gestärkt. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort suchen wir uns die perfekte Kurve aus. Von dieser aus ist schon lange durch das Tal auch anhand der Hubschrauber zu sehen, wo sich die Ausreißer und das Feld befinden. Kurz nach Mittag ist es dann soweit, der Giro rollt vorbei.
Die Fans zeigen wie immer Enthusiasmus. Dieses Mal dauert die Freude schon bei dieser ersten Steigung länger als in den Jahren zuvor, weil das Feld schon nach rund 40 Kilometern auseinander gerissen ist. Als das Auto mit dem Schild „Fine Gara Ciclistica“ vorbei fährt, dauert es keine fünf Minuten und wir stehen alleine in der Serpentine. Die Einheimischen sind da schon längst beim Mittagessen daheim.
Bilder: Der Giro d’Italia in Anduins und Poffabro
Der Blick auf die Uhr verrät, dass genug Zeit ist, von Anduins nach Poffabro zu fahren. Dort wird der Giro laut Zeitentabelle um 15:00 Uhr auftauchen, wenn die Bergwertungen Chianzutan und Forcella di Monte Rest absolviert sind.
Poffabro muss man gesehen haben
Die Straße nach Poffabro über Maniago führt durch die spektakuläre Klamm des Colvera-Tals. Der Ort, der zu den „Borghi più belli d’Italia“ gehört, liegt am Fuße der Friauler Dolomiten und dem Monte Raut (2.025 Meter). Der alte Ortskern von Poffabro ist wie ein Freilichtmuseum, die engen, verwinkelten Gassen und Gässchen sind bezaubernd. Auf die Besucherinnen und Besucher warten wunderschön erhaltene mehrstöckige Steinhäuser mit Holzbalkonen, Holzgängen und lieblichen Innenhöfen, entstanden im 16. Jahrhundert.
Ein besonderer Anziehungspunkt ist Poffabro im Advent. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben vor Jahrzehnten begonnen, in den Gassen und Innenhöfen kleine Krippen auszustellen.
Eine ausgiebige Besichtigungsrunde durch den Ortskern geht sich gut aus bevor kurz vor 15:00 Uhr die Hubschrauber das Giro-Feld ankündigen. Die Straße Richtung Bergwertung Pala Barzana durch Poffabro ist eng, näher kommt man an die Radstars nicht heran. Die Ausreißer-Gruppe rund um Rohan Dennis zerfällt beim ungewöhnlichen Zwischensprint, der bergauf führt.
Das Feld ist zu diesem Zeitpunkt noch viel weiter auseinander gerissen als noch in Anduins. Auch Österreichs Aushängeschild beim diesjährigen Giro – Patrick Konrad – liefert eine starke Vorstellung ab. Am Ende landet er in Piancavallo auf Rang sechs. Nach dem Hauptfeld fahren immer wieder einzelne Radprofis vorbei. Als eine Zeit lang niemand mehr daher kommt, machen sich viele Zuschauerinnen und Zuschauer schon auf den Heimweg. Das Schluss-Auto ist aber noch nicht da.
Das hat einen Grund: Das sogenannte „Gruppetto“ mit den Sprintern um Superstar Peter Sagan fährt ganz entspannt und langsam Richtung Ziel. Gerade so schnell, um in der Karenzzeit zu bleiben.
Der Giro d’Italia ist nach Pinzano al Tagliamento 2017, Paularo 2018, Tovena 2019 auch im so schwer zu fassenden Jahr 2020 ein emotionales und wunderbares Erlebnis.
Alle Infos zur 15. Etappe des Giro d’Italia 2020
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